Gegenstand dieses Buches ist die Geschichtsphilosophie des jungen Georg Lukács, wie sie vor allem in der Theorie des Romans (1915 verfasst, 1920 publiziert) und im sogenannten Dostojewski-Entwurf zum Ausdruck kommt, das heißt in den Notizen (162 mit Bleistift in Schreibblock-Blättern geschriebenen Aufzeichnungen) zu einem geplanten Buch über Dostojewski. Es sollte den Titel Aurora tragen und eine Fortsetzung der Theorie des Romans werden. Lukács wollte darin seine metaphysischen und geschichtsphilosophischen Überlegungen der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg zusammenfassend systematisieren, doch das Buch blieb Fragment, ja, im Wesentlichen ungeschrieben; die Aufzeichnungen wurden erst 1971, nach Lukács’ Tod, in einem Koffer in einer Heidelberger Bank gefunden und 1973 der Forschung zugänglich. Die vorliegende Studie versteht sich als Rekonstruktion der geschichtsphilosophischen Perspektive des jungen Lukács, als Deutung seines radikalen Vorschlags, wie der Zwangslage des Jehovaischen zu entkommen sei, und zwar mittels der theoretischen Erkenntnis und der praktischen Annahme der Werte der luziferisch-parakletischen »zweiten Ethik« (Güte, Nächstenliebe, Glaube, Brüderlichkeit, aber auch Selbstaufopferung, Gewalt, Sündhaftigkeit), die Lukács am Beispiel Dostojewskis und der bedeutendsten Werke der Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts entwickelt. Diese Arbeit versteht sich freilich nicht als Vollendung des kryptischen Fragments, das Lukács hinterlassen hat, vielmehr sollen die zahlreichen Gründe für das Scheitern des Dostojewski- Buches aufgezeigt werden.
Von der Armut am Geiste. Die Geschichtsphilosophie des jungen Lukács
DOGA' U
2019-01-01
Abstract
Gegenstand dieses Buches ist die Geschichtsphilosophie des jungen Georg Lukács, wie sie vor allem in der Theorie des Romans (1915 verfasst, 1920 publiziert) und im sogenannten Dostojewski-Entwurf zum Ausdruck kommt, das heißt in den Notizen (162 mit Bleistift in Schreibblock-Blättern geschriebenen Aufzeichnungen) zu einem geplanten Buch über Dostojewski. Es sollte den Titel Aurora tragen und eine Fortsetzung der Theorie des Romans werden. Lukács wollte darin seine metaphysischen und geschichtsphilosophischen Überlegungen der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg zusammenfassend systematisieren, doch das Buch blieb Fragment, ja, im Wesentlichen ungeschrieben; die Aufzeichnungen wurden erst 1971, nach Lukács’ Tod, in einem Koffer in einer Heidelberger Bank gefunden und 1973 der Forschung zugänglich. Die vorliegende Studie versteht sich als Rekonstruktion der geschichtsphilosophischen Perspektive des jungen Lukács, als Deutung seines radikalen Vorschlags, wie der Zwangslage des Jehovaischen zu entkommen sei, und zwar mittels der theoretischen Erkenntnis und der praktischen Annahme der Werte der luziferisch-parakletischen »zweiten Ethik« (Güte, Nächstenliebe, Glaube, Brüderlichkeit, aber auch Selbstaufopferung, Gewalt, Sündhaftigkeit), die Lukács am Beispiel Dostojewskis und der bedeutendsten Werke der Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts entwickelt. Diese Arbeit versteht sich freilich nicht als Vollendung des kryptischen Fragments, das Lukács hinterlassen hat, vielmehr sollen die zahlreichen Gründe für das Scheitern des Dostojewski- Buches aufgezeigt werden.File | Dimensione | Formato | |
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